Psychische Gesundheit fördern : So werden Kinder seelisch stark
Auf eine Sache können sich die fünf Mädchen einigen: Sie alle lieben Tiere. Hunde, Katzen und Pferde sind auf den Bildern zu sehen, die die Viertklässlerinnen vor sich auf dem Tisch ausgebreitet haben. Die Vierbeiner spielen, andere schauen in die Kamera oder kuscheln miteinander. Die niedlichen Tierbilder sind Bestandteil des Soul-Collage©-Workshops, an dem die Grundschülerinnen heute teilnehmen. Der Workshop wiederum ist Teil des Programms „Bunte Hunde“ des SOS-Kinderdorfs Lippe, einem Präventionsprojekt, das die seelische Gesundheit von Kindern stärkt. Gefördert wird es von den Krankenkassen-/verbänden und der Postcode Lotterie.
Alarmierende Zahlen
Diese psychische Unterstützung ist bitter nötig. Denn aktuelle Studien zeigen, die seelische Not von Kindern ist größer als je zuvor. Im Jahr 2021 waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen die häufigste Ursache für Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen. Knapp 81.000 der rund 427.600 Krankenhauspatientinnen und -patienten im Alter von 10 bis 17 Jahren wurden deshalb stationär behandelt. Das entspricht rund 19 Prozent der Krankenhausbehandlungen. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen machte diese Diagnose 6 Prozent der Krankenhausbehandlungen aus.
Gleichzeitig ist Hilfe für die jungen Menschen oft nur schwer zu bekommen. Rund sechs Monate warten sie im Schnitt auf einen Therapieplatz. „Sechs Monate sind im Leben eines Kindes sehr lang – in dieser Zeit können psychische Krankheiten chronisch werden. Das gilt es unbedingt zu verhindern“, erklärt Prof. Dr. Sabina Schutter, Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf und ergänzt: „Kindheit findet jetzt statt. Daher muss Kindern mit seelischem Leid so schnell wie möglich geholfen werden.“
Im vergangenen Jahr hatte der Verein deshalb eine Petition für eine bessere Versorgung von Kindern und Jugendlichen gestartet. Über 13.000 Menschen hatten die Petition damals unterschrieben. Für Prof. Dr. Schutter ein klares Zeichen, dass sich etwas ändern muss, denn für die Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf steht fest: „Kinder haben ein Recht auf mentale Gesundheit.“ Das bestätige auch die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen.
Neben den politischen Forderungen unterstützt SOS-Kinderdorf Kinder und Jugendliche selbst mit zahlreichen Angeboten. SOS-Mitarbeitende beraten in 39 Einrichtungen deutschlandweit bei akuten Krisen, unterstützen mit Schulsozialarbeit und helfen bei Essstörungen.
SOS-Kinderdorf stärkt Kinderseelen
Bei den „Bunten Hunden“ in Lippe beispielsweise lernen die Kinder spielerisch über ihre Gefühle zu sprechen und sich gut um sich und andere zu kümmern. Neben der kunsttherapeutischen Methode Soul-Collage© passiert das unter anderem mit einem Gartenprojekt und einer Kuscheltiersprechstunde. Themen, die dabei von den Kindern aufgebracht werden, können bei Einzelgesprächen mit Pädagogen und Pädagoginnen vertieft werden.
Abgerundet wird das Projekt durch Angebote auch für Eltern. „Wir bemerken in der Beratungsarbeit, dass Kinder oft einfach funktionieren müssen, weil die Eltern im Alltag stark gefordert sind. Aber Kinder brauchen auch ein paar Highlights, wo sie Zeit für sich haben, sich entfalten können, schöne Dinge erleben und Bindung passiert. Sie merken, dass sie wichtig sind und im Mittelpunkt stehen. Daran erinnern wir mit unseren Vorträgen und Workshops“, sagt Andrea Soujon, systematische Beraterin und Koordinatorin der „Bunten Hunde“.
Am Ende des Soul-Collage©-Workshops nehmen die Mädchen so hoffentlich nicht nur ihre Collagen voller Hunde, Katzen und Pferde mit nach Hause, sondern auch neue Erfahrungen und ein gestärktes Selbstbewusstsein.
Möchten auch Sie dabei helfen, dass Kinder psychisch gesund aufwachsen? Dann erfahren Sie mehr über die Arbeit von SOS-Kinderdorf und unterstützen Sie sie mit einer Spende.