Wer 1989 genug Geld für einen Rolls-Royce hatte, aber mehr auf BMW stand, für den war so einer genau richtig: der Alpina B12 5.0. Dieser wird jetzt versteigert.
"Man gönnt sich ja sonst nichts." Das war vielleicht DER Modespruch der späten Achtziger, in Umlauf gebracht durch eine Schnapswerbung. Wenn der stämmige Schauspieler Günter Strack im Smoking einen Malteserkreuz Aquavit kippte und sich mit den Worten "man gönnt sich ja sonst nichts" rechtfertigte, begriff ein erklecklicher Teil der Fernsehzuschauer die Ironie: Doch, doch, der gönnt sich auch sonst alles.
Die Langversion ist bei BMW erkennbar am L in "750iL" und an 11,4 Zentimeter längeren hinteren Türen. 502,4 cm misst das ganze Auto. Typische Alpina-Speichenräder mit Tiefbettfelgen.
Bild: privat/classic-trader.com
Wir ahnen, dass der Erstbesitzer dieses Alpina B12 5.0 ein ähnlich konsumbejahender Zeitgenosse war – und dass er sich für den Kauf nicht rechtfertigen musste. Sonst hätte er wohl auf das auffällige Ornat mit Frontspoiler im Schneepflug-Format, güldenen Zierstreifen und Beschriftung am Heck verzichtet.
Es war ein Mensch in Japan, und trotz des dortigen Linksverkehrs bestellte er den Kraftwagen als Linkslenker. Der aus japanischer Sicht exotische Touch des Linkslenkers war ein gängiges Statussymbol.
Das Auto wurde nach Japan als Linkslenker ausgeliefert – das galt dort als Statussymbol. Alpina-Plakette links unter der Lüfterdüse, in der Länge verstellbare Beinauflage.
Bild: privat/classic-trader.com
Den Praxisnutzen zu hinterfragen, ginge am Sinn dieses Wagens vorbei. Da könnte man auch gleich fragen, welchen Unterschied es auf Japans chronisch verstopften und tempolimitierten Autobahnen machte, statt des 300 PS starken Serien-Zwölfzylinders die Variante zu fahren, die Alpina mit klassischen Tuningmaßnahmen auf 350 PS bei 5300/min gebracht hatte. Sicherlich nicht das Drehmoment, das dabei sanft von 450 auf 470 Nm bei 4000/min gestiegen war.
Alpina-Sportlenkrad ohne Airbag, feiste Ausstattung bis hin zur Mittelkonsole, die mit Leder bezogen ist.
Bild: privat/classic-trader.com
Fast wollen wir uns vorstellen, wie der Erstkäufer in dunkelblauem Anzug und hellblauem Hemd am Steuer saß. Und wie er einem Geschäftspartner rechts von ihm erklärte, dass Alpina die freiwillige Abregelung der Höchstgeschwindigkeit bei 250 km/h aufgehoben hatte und die Limousine mit ca. 275 km/h angab – während sie in Tokio im Stau standen.
Nun, auch ein Stau ist mit Zweizonen-Klimaautomatik, auf vielfach elektrisch verstellbaren Sportsitzen und mit Automatikgetriebe angenehmer als im Toyota Starlet nebenan.
Auch hinten elektrisch verstellbare Ledersitze mit dem grünen Band der Sympathie (noch so ein Werbespruch der 80er). In der Mittelarmlehne: Bedienfeld für Radio und CD-Wechsler.
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Und falls der Chef hinten saß, hatte er auch von dort aus Zugriff aufs Radio und auf den CD-Wechsler aus heimischer Sony-Produktion. Dafür musste er nur die Mittelarmlehne ausklappen.
Ausgeliefert wurde der B12 von der Firma Nicole Racing in Japan, die schon seit 1979 Alpina-Autos importiert hatte. Zwischenzeitlich war der Wagen in der Hand eines Sammlers in Italien, zuletzt gehört er in dritter Hand jemandem in Deutschland und steht in Nürnberg.
Auffällige Alpina-Beschriftung am Heck. Die Endrohre des V12 waren bei BMW eckig, aber Alpina hängte seine eigene Abgasanlage unters Auto.
Bild: privat/classic-trader.com
Der Besitzer lässt es über Classic Trader/CT Auctions versteigern – die Online-Auktion endet am 11. Mai 2025 um 19.45 Uhr. Laut Inserat ist der Wagen unfallfrei und ungeschweißt; rund 14.000 Euro seien investiert worden, um das Auto wieder in einen sammlungswürdigen Zustand zu bringen oder dort zu erhalten. Für das Inserat hat der Verkäufer "teilrestauriert" angeklickt. Er verspricht eine H-Zulassung und ein Echtheitszertifikat von Alpina. Motor- und Getriebenummern verrät er nicht öffentlich, sagt aber passende Nummern ("matching numbers") zu.
Als Schätzpreis gibt Classic Trader 48.000 bis 55.000 Euro an. Doch lieber nur einen BMW 730i kaufen? Ach komm, man gönnt sich ja sonst nichts.