AdBlue nachfüllen: So geht's richtig – Anleitung, Kosten, Verbrauch
Moderne Dieselautos mit SCR-Katalysator benötigen AdBlue, um die EU-Abgasnormen einzuhalten. Doch was genau ist AdBlue, und wann muss man es nachfüllen? Hier erfahren Sie, wie Sie AdBlue richtig nachfüllen, worauf zu achten ist, welche Kosten entstehen und welche Fehler Sie unbedingt vermeiden sollten.
Um den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) um bis zu 90 Prozent zu reduzieren und die EU-Abgasnormen zu erfüllen, setzen moderne Diesel-Fahrzeuge mit SCR-Katalysator auf AdBlue – eine spezielle Harnstofflösung, die direkt in den Abgasstrang eingespritzt wird. Dafür besitzen diese Fahrzeuge einen separaten AdBlue-Tank, dessen Größe je nach Modell stark variiert – von rund acht bis hin zu 40 Litern. Ursprünglich war vorgesehen, dass AdBlue nur bei Inspektionen nachgefüllt wird. Doch der tatsächliche AdBlue-Verbrauch hängt stark von der Fahrweise ab, sodass viele Fahrer bereits vorher die Warnmeldung "AdBlue nachfüllen" im Display sehen. Wer diese Warnung ignoriert, riskiert, dass das Auto ins Notlaufprogramm schaltet oder sich nach dem Abstellen nicht mehr starten lässt. In diesem Artikel erklärt AUTO BILD, wie Sie AdBlue richtig nachfüllen, welche Kosten entstehen – und worauf Sie unbedingt achten sollten.
Was ist AdBlue überhaupt?
AdBlue ist der geschützte Markenname für eine spezielle Harnstofflösung, die in modernen Diesel-Fahrzeugen zur Reduktion von Stickoxiden (NOx) im Abgas verwendet wird. Sie besteht zu 32,5 Prozent aus hochreinem Harnstoff und zu 67,5 Prozent aus demineralisiertem Wasser. Die technische Bezeichnung dieser nach ISO 22241 genormten Flüssigkeit lautet AUS 32, was für "Aqueous Urea Solution" – also "wässrige Harnstofflösung" – steht. Entwickelt und geschützt wurde AdBlue vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Die Lösung ist zentraler Bestandteil der SCR-Abgasnachbehandlung und spielt eine entscheidende Rolle, um die Euro-6-Abgasnorm bei Diesel-Pkw zu erfüllen.
Wofür wird AdBlue benötigt?
Um die strengen EU-Abgasnormen einzuhalten, müssen Autohersteller den Stickoxidausstoß (NOx) bei Diesel-Fahrzeugen deutlich senken. Seit Einführung der Euro-6-Norm liegt der Grenzwert bei maximal 80 mg NOx pro Kilometer – ohne zusätzliche Abgasnachbehandlung kaum erreichbar. Gleichzeitig erzeugen moderne, verbrauchsarme Motoren durch höhere Verbrennungstemperaturen mehr NOx. Die Lösung: der SCR-Katalysator, der mithilfe von AdBlue die schädlichen Stickoxide in harmlosen Stickstoff und Wasserdampf umwandelt.
Wie funktioniert die Abgasnachbehandlung mit AdBlue?
Bei der Abgasnachbehandlung mit AdBlue wird die Harnstofflösung über eine Dosierpumpe in den Abgasstrang eingespritzt – abhängig von Motordrehzahl und Last. Im heißen Abgasstrom zerfällt das AdBlue und setzt Ammoniak (NH3) frei. Dieser reagiert im SCR-Katalysator (Selective Catalytic Reduction) mit den schädlichen Stickoxiden (NOx). Das Ergebnis der chemischen Reaktion: unschädlicher Stickstoff (N2) und Wasserdampf (H2O) – beides natürliche Bestandteile der Atemluft.
Wann muss ich AdBlue nachfüllen?
Moderne Diesel-Fahrzeuge mit SCR-Katalysator warnen rechtzeitig, wenn der AdBlue-Vorrat zur Neige geht. Im Display erscheint dann die Meldung "AdBlue nachfüllen", meist bei einer verbleibenden Reichweite von über 2000 Kilometern. Einige Fahrzeuge zeigen im Bordcomputer sogar den genauen Füllstand sowie die benötigte Nachfüllmenge an – praktisch für längere Fahrten oder die Planung des nächsten Tankstopps.
Die Warnung sollte auf keinen Fall ignoriert werden: Ist der AdBlue-Tank leer, schaltet das Fahrzeug in ein Notlaufprogramm und verliert deutlich an Leistung. Nach dem Abstellen lässt sich der Motor ohne nachgefülltes AdBlue in der Regel nicht mehr starten – auch wenn technisch kein Defekt vorliegt. Denn: Ohne AdBlue ist die Abgasnachbehandlung nicht gesetzeskonform, was die Startverweigerung auslöst.
Wie wird der AdBlue-Tank aufgefüllt?
Bei den meisten neueren Diesel-Pkw befindet sich der AdBlue-Einfüllstutzen direkt neben dem regulären Tankdeckel – die Tankklappe ist deshalb oft etwas größer. Bei älteren Modellen liegt der Zugang zum AdBlue-Tank dagegen meist im Kofferraum oder Motorraum. Im Zweifel hilft ein Blick in die Bedienungsanleitung.
Bei älteren Autos wie diesem Passat, Baujahr 2009, sitzt der Füllstutzen noch im Kofferraum.
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
An immer mehr Tankstellen gibt es spezielle AdBlue-Zapfsäulen für Pkw, an denen das Nachfüllen wie beim Tanken von Diesel funktioniert. Wichtig: AdBlue darf niemals in den Kraftstofftank gefüllt werden! Ein solcher Fehler kann ernste Schäden verursachen – ähnlich wie eine Fehlbetankung mit Benzin. In diesem Fall: Fahrzeug nicht starten und sofort die Werkstatt kontaktieren.
WillBet App herunterladen – Android & iOS Version verfügbar
Vom Nachfüllen an Lkw-AdBlue-Zapfsäulen ist abzuraten: Diese verfügen über einen Magnetmechanismus, den Pkw-Tanks nicht besitzen – die Folge kann ein Überlaufen sein. Auch wenn es Adapter für Pkw gibt, sind die hohen Durchflussraten der Lkw-Zapfanlagen für kleine Pkw-Tanks ungeeignet. Der Tankvorgang endet oft in einer Sauerei.
Alternativ lässt sich AdBlue aus Kanistern nachfüllen – erhältlich in Baumärkten, Tankstellen oder online. Wichtig: Ein geeigneter Trichter oder Einfüllstutzen sollte mitgeliefert sein, damit das Nachfüllen sauber und sicher gelingt.
AdBlue: Preise, Kanister, Alternativen und was zu beachten ist
Die Preise für AdBlue schwanken je nach Bezugsquelle deutlich: An Tankstellen kostet der Liter derzeit zwischen 99 Cent und 1,45 Euro – Tagespreis vom 16. Mai 2025, abgefragt über clever-tanken.de (gehört zur BILD-Gruppe). Online, etwa bei Amazon, sind 10-Liter-Kanister ab rund 1,20 Euro pro Liter erhältlich. Ähnliche Preise findet man auch im Baumarkt. Angeboten werden meist Kanister mit fünf, zehn oder 20 Litern. Der AdBlue-Tank im Auto fasst – je nach Modell – zwischen acht und 40 Litern.
Vorsicht bei vermeintlich günstigen Produkten: Immer wieder tauchen No-Name-Harnstofflösungen auf, die nicht als offizielles AdBlue gekennzeichnet sind. Davon ist dringend abzuraten! Nur Produkte mit dem geschützten AdBlue-Logo erfüllen die Normen ISO 22241/1 und DIN 70070. Der Einsatz billiger, nicht zertifizierter Lösungen kann Katalysator- oder Steuergerät-Schäden verursachen und zum Verlust der Garantie führen. Auch der Eigenversuch, AdBlue selbst herzustellen, ist keine Option.
AdBlue-Verbrauch: So viel verbraucht Ihr Diesel im Schnitt
Der AdBlue-Verbrauch hängt stark vom Fahrzeugtyp und der Fahrweise ab. Im Durchschnitt benötigen die meisten Diesel-Pkw etwa 1 bis 1,5 Liter AdBlue auf 1000 Kilometer. So zeigte der AUTO BILD-Dauertest beim Mercedes E 220 d T-Modell einen Verbrauch von rund 1,5 Litern pro 1000 Kilometer. Ähnlich verhielt es sich beim Seat Alhambra, der etwa alle 11.000 Kilometer nachgetankt werden musste. Der Audi A6 Avant kam im Test mit weniger als einem Liter auf 1000 Kilometer aus.
AdBlue schädlich? Risiken für Mensch und Auto
AdBlue ist für den Menschen ungiftig, kann aber bei Hautkontakt, an Augen oder den Atemwegen Reizungen verursachen. Deshalb sollte verschüttetes AdBlue schnell mit Wasser abgespült werden. Auch auf Autolack und Kunststoffteilen kann AdBlue bei längerer Einwirkung Schaden anrichten – daher Flecken am besten sofort mit Wasser entfernen.