Es geht um die Impfpflicht : Drosten gesteht „größte Fehleinschätzung“ ein

Christian Drosten (52) im Untersuchungsausschuss am Freitag

Christian Drosten (52) im Untersuchungsausschuss am Freitag

Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Er war das Gesicht der Pandemie: Virologe Christian Drosten – und die Politik stützte sich auf seine Einschätzungen. Nun hat er Fehler in dieser Zeit eingestanden.

Konkret: beim Thema Impfpflicht für Ärzte und Pfleger. Vor dem Corona-Untersuchungsausschuss im sächsischen Landtag äußerte sich der Virologe am Freitag über eine Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina im Jahr 2021. Darin hatten sich die Experten für eine Impfpflicht für medizinisches Personal ausgesprochen.

Allerdings: Vor einer Ansteckung mit der damals grassierende Omikron-Variante schützte die Impfung deutlich weniger. Drosten: „Das war die größte Fehleinschätzung, an der ich beteiligt war.“ Gleichwohl machte der Wissenschaftler klar, dass Impfungen Krankheit und Sterblichkeit erheblich gesenkt hätten.

Der AfD-Politiker Thomas Prantl hatte Drosten zunächst als „Architekt der Corona-Strategie“ bezeichnet. Den Titel wies der Virologe empört zurück. Er habe „nur an einer kleinen Minderheit“ an Regierungssitzungen teilgenommen. Doch trotzdem war er überall: Fernsehen, Podcasts, Schlagzeilen.

Seine Dauerpräsenz im NDR-Podcast erklärte er laut T-Online mit einem kuriosen Rechtfertigungsversuch: „Ich habe 20 Jahre steuerfinanzierte Forschung betrieben – irgendwann muss man den Steuerzahlern etwas zurückgeben!“ Auf der Zuschauertribüne sorgte das für höhnisches Gelächter.

Und sonst? Verteidigte Drosten seine Aussagen während der Pandemie – räumte aber ein, die Daten seien „wacklig“ gewesen, besonders zu Beginn der Corona-Ausbreitung. Beispiel: Die US-Gesundheitsbehörde sei 2020 von bis zu 20 % Hospitalisierungsrate bei Kindern ausgegangen. Drosten: „Diese Daten haben sich später als zu hoch herausgestellt – zum Glück.“

Trotzdem wurden auf dieser Basis harte Maßnahmen empfohlen.

Drosten gab offen zu: Die Angst vor schweren Folgeerkrankungen bei Kindern habe eine Rolle gespielt bei der Abwägung. „Diese Bedenken sind allerdings kaum in der breiten Öffentlichkeit diskutiert worden, weil man die Menschen nicht verängstigen wollte.“

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Der Ausschuss wurde am Freitag unterbrochen und soll später fortgesetzt werden. Dann wird Drosten erneut als Sachverständiger geladen. Die AfD-Fraktion hatte das Gremium eingesetzt, um Sachsens Pandemie-Politik auf den Prüfstand zu stellen. Besonders Schulschließungen, Testpflicht und Impfkampagnen.

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