Hätten Sie eine Chance? : Landkreis belohnt brave Öko-Bürger

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Im Landkreis Mainz-Bingen wurde ein Punktesystem eingeführt, um Öko-Bürger zu ehren (Symobolfoto)

Im Landkreis Mainz-Bingen wurde ein Punktesystem eingeführt, um Öko-Bürger zu ehren (Symobolfoto)

Foto: picture alliance / dpa

Guter Bürger, schlechter Bürger? Eine Aktion des Landkreises Mainz-Bingen sorgt für Aufregung.

Der Kreis zeichnet Bürger für „klimafreundliches Verhalten“ aus, belohnt niedrigen Fleischkonsum und Mitgliedschaft in Organisationen wie „Greenpeace“. CDU-Politikerin Kristina Schröder (47) ist fassungslos und spricht auf X (Twitter) von „Tendenzen in Richtung chinesisches Sozialkreditsystem“, die sie stets für „Hysterie“ gehalten habe – bis jetzt.

„Der Landkreis Mainz-Bingen will ökologisches Wohlverhalten, darunter auch geringen Fleischkonsum und Einkauf im Bio-Laden, TATSÄCHLICH mit ‚grünen Hausnummern‘ kenntlich machen“, so Schröder.

Noch bis zum 31. MNa

Noch bis zum 31. Mai können sich die Einwohner im Landkreis Mainz-Bingen bewerben

Foto: Kreisverwaltung Mainz-Bingen

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Neu ist das Konzept des CDU-regierten Landkreises keineswegs. In der heutigen Form existiert es seit 2015. Auf der Internet-Seite heißt es: „Die Auszeichnung für Umwelt- und Klimafreundliche Haushalte wird jährlich verliehen. Erfolgreiche Bewerber erhalten u.a. auch die eigene Hausnummer als Schild.“

Der Bewerbungsbogen umfasst insgesamt 84 Bereiche, ab 150 erreichten Punkten gilt man als „Klima- und Umweltfreundlicher Haushalt“. Ein Auszug:

  • Ausrichtung der Fensterflächen nach Süden (gibt fünf Punkte)
  • Regenwassernutzung für die Toilette (zehn Punkte)
  • Durchlässigkeit des Grundstücks für bodengebundene Tierarten (sechs Punkte)
  • Vorwiegend Einkauf von Bio-Lebensmitteln (acht Punkte)
  • Durchschnittlicher Fleischkonsum max. zweimal pro Woche (vier Punkte)
  • kein Auto besitzen (fünf Punkte)
  • Wäsche trocknen ohne Trockner (sechs Punkte)

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Dass der Landkreis es bei den Kontrollen ganz genau nimmt, hat BILD von einer Preisträgerin erfahren: „Bei uns war ein Prüfer vor Ort und hat sich umgeschaut. Alles musste belegt werden“, sagt die stolze Gewinnerin der bislang letzten Prämierung 2024. Dieses Jahr ist die Bewerbung bis 31. Mai möglich.

Auch anderswo in Deutschland werden „Grüne Hausnummern“ vergeben. Etwa im Landkreis Main-Spessart, in Vilshofen und in den saarländischen Kommunen. Die Rheinland-Pfälzer legen den Klimaschutz-Begriff aber besonders weit aus. Wer z.B. Mitglied beim Öko-Verband BUND ist, bekommt drei „Klima“-Punkte. Somit honoriert der CDU-regierte Landkreis ausgerechnet die Mitgliedschaft in einem Verein, der erst jüngst zu den Organisatoren der Anti-CDU-Proteste zählte!

Nach welchen Kriterien förderungswürdige Vereine ausgesucht werden, konnte die Kreisverwaltung gegenüber BILD innerhalb der genannten Frist nicht sagen. Auch nicht, wie viel Geld der Steuerzahler für die jährliche Auszeichnung und die 80 bis 100 Euro teuren Schilder aufbringen muss.

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