Immer mehr Insassen älter als 70 Jahre : Knast richtet Sterbe-Station für alte Häftlinge ein

Viele Häftlinge müssen bis zu ihrem Tod hinter Gittern bleiben. Das stellt die JVAen vor Herausforderungen

Viele Häftlinge müssen bis zu ihrem Tod hinter Gittern bleiben. Das stellt die Justizvollzugsanstalten vor Herausforderungen

Foto: Christophe Gateau/dpa

Auch Knackis werden immer älter – genau wie die Bevölkerung insgesamt. Und das schafft viele Probleme hinter Gittern. In Nordrhein-Westfalen soll jetzt deshalb eine eigene Fachabteilung für Hospiz– und Palliativmedizin für Häftlinge eingerichtet werden.

Einzelheiten zu dem Vorgang stehen in der Antwort von NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) auf eine Kleine Anfrage der SPD. Titel: „Altern und Sterben im Justizvollzug“.

NRW-Justizminister Benjamin Limbach (55, Grüne) muss sich um immer mehr ältere Häftlinge kümmern

NRW-Justizminister Benjamin Limbach (55, Grüne) muss sich um immer mehr ältere Häftlinge kümmern

Foto: David Young/dpa

► Darin heißt es: „Infolge der allgemeinen Alterung der Bevölkerung in Deutschland nimmt auch der Anteil älterer Strafgefangener und Sicherungsverwahrter zu. Es ist daher zu erwarten, dass auch mehr Menschen im Justizvollzug v ersterben werden.“ Das stellt die 36 Justizvollzugsanstalten in NRW naturgemäß vor große Probleme! Laut Limbach-Antwort sind in den vergangenen zehn Jahren 98 Inhaftierte „fortgeschrittenen Alters“ verstorben, acht davon nahmen sich selbst das Leben.

Deshalb jetzt auch der Hospiz-Vorstoß!

Auf Frage 3 in der Kleinen Anfrage, wie Inhaftierten „ein Sterben in Würde“ ermöglicht werden kann, antwortet der Minister so: Im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg erfolge die Begleitung der Sterbephase durch ärztlichen Dienst und Pflegedienst. Dort werde vor diesem Hintergrund gerade ein eigenständiger Fachbereich „Hospiz-/Palliativmedizin“ eingerichtet. Es werden Betten vorgehalten für Gefangene „mit weit fortgeschrittenen Erkrankungen und einer begrenzten Lebenserwartung.“ Sie sollen dort rund um die Uhr medizinisch versorgt werden und eine „professionelle psychologische, soziale und spirituelle Begleitung“ bekommen können.

Und: Für JVA-Bedienstete, die durch den Tod von Häftlingen seelisch belastet sind, gibt es Seelsorge oder Traumabehandlungen.

► Laut Justizministerium sind von den 14.148 Menschen in den NRW-Haftanstalten 1630 zwischen 50 und 60 Jahre alt, 640 zwischen 60 und 70 und 160 Menschen 70 Jahre und älter. In bereits sieben Gefängnissen gibt es Abteilungen für ältere Gefangene mit insgesamt 192 Haftplätzen. Für die Knackis im Rentenalter gibt es barrierefreie Unterbringungsmöglichkeiten, altersspezifische Sport- und Freizeitangebote sowie eine Rentenberatung. Auch ein Pocket-Guide „Umgang mit Demenz im Justizvollzug NRW“ wurde erstellt.

Ein Sprecher stellt klar: „Es ist aber auch festzustellen, dass viele der über 60-Jährigen altersadäquat fit sind und daher nicht auf einer Abteilung mit ausschließlich älteren Gefangenen untergebracht werden wollen.“

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