Handwerk stöhnt über Koa-Vertrag : „Eine Sozialpolitik wie im Schlaraffenland“

Auto-Werkstätten haben gerade gut zu tun – aber nur, weil in Deutschland weniger neue Autos gekauft werden

Auto-Werkstätten haben gerade gut zu tun – aber nur, weil in Deutschland weniger neue Autos gekauft werden

Foto: picture alliance / Shotshop

Von der neuen Bundesregierung hatten sich die Handwerker in NRW mehr versprochen!

Die 61.000 Mitglieds-Betriebe der Handwerkskammer Düsseldorf (40 Milliarden Euro Umsatz) stecken mitten in einer Konjunkturflaute, melden Stillstand bei den Investitionen und sinkende Mitarbeiterzahlen (– 0,6 %). Laut Kammer-Präsident Andreas Ehlert (64) bewerten nur noch 37 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 22 Prozent sprechen von einer schlechten Situation. Da wäre ein Aufbruchssignal aus Berlin und eine Wirtschafts-Wende sicher gut angekommen – doch was die zukünftige Regierung von Friedrich Merz (69, CDU) angeht, gibt es im Handwerk eher gemischte Gefühle.

„Sozialpolitik wie aus dem Schlaraffenland: Alles wird besser, die Finanzierung bleibt ein Märchen.“ So bissig skizzierte Ehlert die Lage bei Rente, Krankenversicherung und Pflege im Koa-Vertrag von Union und SPD. Die neue Regierung biete wenig Handfestes, die bestehende Schieflage werde zementiert. Jede Steigerung der Sozialbeiträge belaste die Betriebe, das Land müsse zurück zur Grenze von 40 Prozent bei Sozialabgaben, sonst drohe mehr Schwarzarbeit.

Andreas Ehlert (64) ist Schornsteinfegermeister und Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf

Andreas Ehlert (64) ist Schornsteinfegermeister und Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf

Foto: Federico Gambarini/dpa

► Auch da, wo es Teilen der Branche im Frühjahr 2025 gut geht, steckt oft eine Krise dahinter! So hat sich die Lage im Gesundheitshandwerk stabilisiert – weil die Gesellschaft älter wird. Die Kfz-Werkstätten freuen sich über viele Aufträge – weil aktuell seltener neue Autos gekauft werden und man die alten lieben reparieren lässt. Die Dachdecker haben viel zu tun – weil wegen der 2026 drohenden Solar-Dach-Pflicht in NRW Aufträge vorgezogen werden.

Schlecht geht es Bäckereien und Fleischereien wegen steigender Preise für Rohstoffe und Energie. Auch der Bau-Innenausbau hat Probleme, weil kaum neue Häuser gebaut wurden.

► Das Handwerk stöhnt weiter unter zu viel Bürokratie – freut sich aber zumindest über die Abschaffung der Bonpflicht. Ehlert geißelte sie als ein „Stück Staatsversessenheit“ und „Irrsinn“ und hofft darauf, dass die künftige Bundesregierung in diesem Sinn weiter Bürokratie abbaut.

Auch ein Stück aus dem Bürokratie-Tollhaus: Als Chef eines Schornsteinfeger-Betriebes muss Ehlert als „Leiterbeauftragter“ alle Leitern regelmäßig checken. Die Prüfer kontrollieren dann aber nicht seine Leitern – sondern nur, ob das „Leiterbuch“ auch korrekt geführt wurde ....

Zum Blick in die Zukunft gehört aber auch eine Prise Optimismus: Beim Blick auf die nächsten Monate sind die Handwerker mit Hoffnung auf eine Verbesserung leicht in der Überzahl.

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