
Preiskampf im Taxi-Gewerbe : Städte wollen Uber, Bolt & Co. ausbremsen

Taxen warten vor dem Flughafen BER, ein Uber-Fahrzeug fährt vorbei
Ist jetzt Schluss mit günstigen Stadtfahrten bei Mietwagen-Diensten wie Uber, Moia oder Bolt? Die Städte wollen den Fahrdiensten an den Geldbeutel – die Anbieter demonstrieren dagegen.
Hintergrund: Großstädte wollen Mindesttarife für sogenannte App-basierte Mobilitätsdienstleister einführen. Sie wollen den Taxis helfen. Für Kunden wird es zum größten Teil teurer.
Der Lobbyverband „Wirfahren – Initiative Mietwagen Services“ hat für Mittwoch in München eine Demonstration gegen diesen Mindestpreis angekündigt.
Patrick Meinhardt, Hauptgeschäftsführer im Taxi - und Mietwagenverband Deutschland, hält den Schritt jedoch für überfällig: „Uber & Co. kannibalisieren die Preise. Wir führen einen Kampf der ehrbaren Kaufleute gegen die Raubtier-Kapitalisten.“
Nach der Änderung des Personenbeförderungsgesetzes 2021 hatte Leipzig (Sachsen) als erste Stadt hohe Mindestfahrpreise festgelegt. Das hat das Verwaltungsgericht gekippt. Ein Mindestbeförderungsentgelt sei zwar zulässig, es dürfe aber nicht über dem Taxitarif liegen.
Andere Städte orientieren sich nun an dem Gerichtsurteil.
► In Hannover arbeitet die Verwaltung mit Gutachtern an einem Mindesttarif, der ab August unter den Taxi-Preisen (Grundpreis: 4,50 Euro und 2,80 Euro je gefahrenen Kilometer) liegen soll.
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„Darüber hinaus sollten Mietwagenfahrten im Pkw nicht günstiger sein als die Tarife des öffentlichen Personennahverkehrs, wenn wir im Sinne des Klimaschutzes und einer lebenswerten Stadt den Individualverkehr auf die tatsächlich notwendigen Fahrten reduzieren möchten“, erklärt der Erste Stadtrat Axel von der Ohe (47, SPD ).
► In München will der Kreisverwaltungsausschuss noch im April einen Mindestfahrpreis von 5,45 Euro und 2,60 Euro pro gefahrenen Kilometer beschließen. Zum Vergleich: Für Taxen liegt der Mindestpreis bei 5,90 Euro und 2,70 Euro pro Kilometer.
Grünen -Fraktionsvize Sibylle Stöhr betont den fairen Wettbewerb: „Dumpinglöhne müssen wir verhindern. Deswegen wollen wir Mindestpreise für Fahrdienste.“

Allein in München sind 3200 Taxi-Fahrzeuge zugelassen
Thomas Kroker (55), Vorstand im Landesverband der Taxi- und Mietwagenunternehmen kritisiert, Unternehmen wie Uber und Bolt böten „willkürliche Preise“ an, die zu schwachen Verkehrszeiten bei der Hälfte der Taxipreise lägen. „Zu Stoßzeiten kann es aber auch weit darüber liegen“, meint Kroker.
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Der Anbieter Bolt (betreibt nach eigenen Angaben rund 1000 Fahrzeuge in München) widerspricht. „Mietwagenangebote können ihren Preis je nach Angebot und Nachfrage ihre Preise gestalten“, sagt Sven Ursinus, Leiter der politischen Kommunikation.
So könnten zu Randzeiten günstigere Preise angeboten werden. „Gerade diese Preis-Flexibilität macht Plattformen wie unsere attraktiv, erschwinglich und zugänglich für alle Menschen.“
Mindesttarife hingegen führten zu weniger Aufträgen. Preisexperimente hätten gezeigt, dass ein 10-prozentiger Preisanstieg zu einem 15-prozentigen Rückgang der Nachfrage führe, „was die Einkommen der Fahrer direkt beeinträchtigt“.
Deutschlands teuerste und günstigste Taxi-Städte |
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1. München (10,07 % über dem Durchschnitt) |
2. Hannover (8,73 %) |
3. Düsseldorf (7,06 %) |
4. Bremen (6,39 %) |
5. Stuttgart (4,38 %) |
6. Hamburg (3,04 %) |
7. Dresden (2,71 %) |
8. Duisburg (0,03 %) |
9. Köln (- 0,64 % unter dem Durchschnitt) |
10. Berlin (- 1,64 %) |
11. Nürnberg (- 2,98 %) |
12. Leipzig (- 3,31 %) |
13. Frankfurt am Main (- 6,32 %) |
14. Essen (- 9,67 %) |
15. Dortmund (- 17,87 %) |
Quelle: Fit Reisen |
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat im Auftrag von Uber die Auswirkungen von Mindesttarifen untersucht. In der Studie warnen die Experten vor einer sinkenden Nachfrage nach Mietwagen, die Kunden zum Umstieg auf das eigene Auto verleiten könnte.
► Einen anderen Weg geht Stuttgart . Dort hat die Taxi-Zentrale eine Partnerschaft mit dem Fahrtenvermittler Uber geschlossen. Alle rund 900 in der Stuttgarter „Taxi Auto Zentrale“ gelisteten Fahrzeuge können nun auch über Uber gebucht werden.
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Nuri Altun (63) vom Taxiverband Baden-Württemberg zu BILD: „Hintergrund des Vorgehens ist, dass es zuletzt 40 Prozent weniger Aufträge für Taxis in der Stadt gab. Es ging darum, eine Lösung zu finden, wie es wieder mehr Aufträge werden.“
► In Hamburg (3000 Taxen, rund 9,55 Millionen Touren jährlich) werden seit Juni keine neuen Taxi-Konzessionen mehr vergeben. Begründung des Senats: „In der Summe übersteigt das Angebot an Taxen die Nachfrage erheblich, weshalb ein kostendeckender Betrieb in vielen Fällen nicht mehr möglich ist.“
Viele Städte (u. a. Berlin , Hamburg) ermöglichen den Taxi-Zentralen inzwischen auch flexible Festpreise. So können Kunden und Unternehmen bei der Buchung telefonisch oder per App einen Fixpreis in einem bestimmten Tarifkorridor vereinbaren.