Zahl der Bußgeld-Verfahren explodiert : Schulschwänzer-Alarm in Deutschland

In Deutschland werden immer mehr Bußgeldverfahren wegen Schulschwänzelei eingeleitet.

In Deutschland werden immer mehr Bußgeldverfahren wegen Schulschwänzelei eingeleitet

Foto: picture alliance/dpa

Schulschwänzer-Alarm in Deutschland!

Immer mehr Kinder und Jugendliche bleiben dem Unterricht so oft unentschuldigt fern, dass ihre Eltern zu Bußgeldern verdonnert werden. Das ergab eine Abfrage von BILD in Bundesländern und Kommunen.

Schock-Beispiel Nordrhein-Westfalen: Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Bußgeldverfahren auf 8076. Im Jahr zuvor waren es 7505, während 2020 nur 5573 gezählt wurden. Ein Anstieg von 45 Prozent in fünf Jahren!

Die Zahl der Verfahren ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn: Bußgelder werden erst verhängt, wenn die Lehrer und Schulleiter bei Dauer-Verweigerern mit ihrem Latein am Ende sind.

Sachsen-Anhalt: Im Schuljahr 2023/24 gingen beim Landesschulamt 1945 Verstöße gegen die Schulpflicht ein. 31 Prozent mehr als noch im Schuljahr 2018/19.

Thüringen: Die Landeshauptstadt Erfurt leitete im Jahr 2024 insgesamt 113 Verfahren ein. 57 Prozent mehr als im Vorjahr (72). In einem Fall wurde eine Rekord-Summe von 1305 Euro fällig! Folge: Inzwischen verlässt jeder 10. Thüringer seine Schule ohne Abschluss.

Bayern: Allein München hat im vergangenen Jahr Geldstrafen mit einer Gesamthöhe von rund 600.000 Euro verhängt. 2024 gab es 2766 Verfahren. 15 Prozent mehr als im Vorjahr (2403). Auch in Nürnberg (1362 Fälle) stieg die Quote.

Niedersachsen: Die Landeshauptstadt Hannover meldete im vergangenen Jahr 2880 Verfahren. 21 Prozent mehr als im Vorjahr (2383). Bußgeld-Einnahmen 2024: 468.540 Euro!

Mecklenburg-Vorpommern: Nach 306 Verfahren im Schuljahr 2022/23, wurden im vergangenen Schuljahr 372 gezählt. Also 21 Prozent mehr!

Hamburg : 18 Prozent Anstieg innerhalb von zwei Jahren. Nach 1474 erlassenen Bußgeldbescheiden im Jahr 2022 und 1641 im Jahr 2023, stieg die Zahl 2024 auf 1736.

Bremen: Nach nur 386 Verfahren im Schuljahr 2019/20, bewegen sich die Zahlen seitdem zwischen 615 und 718 pro Jahr.

Hessen: Das Bildungsministerium spricht von knapp 5000 Ordnungswidrigkeitsverfahren pro Jahr.

Brandenburg : Hier zeigen die Zahlen, dass die Tendenz auch im laufenden Schuljahr weiter steigt. Im 1. Halbjahr 2024/25 gab es mit 132 Verfahren bereits fast so viele wie im kompletten vorangegangenen Schuljahr (153).

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Die Gründe: Bildungsministerien und Kommunen nennen BILD Schul- bzw. Prüfungsangst, Mobbing , Gewalt , fehlende Motivation sowie familiäre Probleme als Hauptursachen. In einzelnen Fällen seien aber auch die Eltern schuld, die das Schulwesen grundsätzlich ablehnen – zum Beispiel in der Reichsbürger -Szene.

Auch das Verlängern der Ferien spielt eine Rolle. Eine Sprecherin der Stadt Augsburg (rund 300 Verfahren pro Jahr) zu BILD: „Vor und nach den Ferien sind günstigere Flugtickets oft eine Verlockung, nicht am Unterricht teilzunehmen.“

Im Bezirksamt Berlin-Neukölln (im Schnitt 460 Bescheide/Jahr) wurden die Gründe mithilfe eines sogenannten Schuldistanz-Teams ausgewertet. 70 Prozent gehen auf familiäre Problemlagen zurück, heißt es. Darunter fielen fehlende Tagesstrukturen oder soziale Isolation, prekäre Lebenssituation der Eltern bis hin zu Verpflichtungen der Kinder im Haushalt (u.a. Pflege von Geschwisterkindern). In 15 Prozent seien psychische Erkrankungen der Grund.

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