Mauer-Drama vor 50 Jahren : DDR-Grenzer ließen Kind (5) ertrinken

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Cetin Mert

Çetin Mert aus Berlin-Kreuzberg ertrank an seinem fünften Geburtstag in der Spree. Zu seinem 50. Todestag gibt es ein Gedenken

Foto: Privat
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Es war der fünfte Geburtstag des kleinen Çetin Mert. Und es wurde auch sein Todestag. Am 11. Mai vor 50 Jahren spielte der Junge aus Berlin-Kreuzberg am Ufer der Spree. Kreuzberg gehörte zu West-Berlin, der Fluss in voller Breite zur DDR.

Als sein Ball ins Wasser kullerte, versuchte das Geburtstagskind, das Spielgerät mit einem Stock herauszuholen. Doch Çetin fiel ins Wasser und ertrank, weil DDR-Grenzer der West-Berliner Feuerwehr die Rettung verboten.

Westtberliner Feuerwehrtaucher  wollten vor 50 Jahren den kleinen Cetin aus der Spree retten. Doch DDR-Grenzer (Hintergrund) verweigern den Helfern den Einsatz im damaligen Grenzgewässer.

West-Berliner Feuerwehrtaucher wollten vor 50 Jahren den kleinen Çetin aus der Spree retten. Doch DDR-Grenzer (Hintergrund) verweigern den Helfern den Einsatz im damaligen Grenzgewässer.

Foto: ullstein bild

BILD liegt der Einsatzbericht der Berliner Feuerwehr von damals vor. Um 12.30 Uhr ging die Meldung der Polizei in der Zentrale ein: „Person im Wasser“. Eine Hausbewohnerin hatte das Unglück beobachtet und den Notruf gewählt. Die Feuerwehr alarmierte einen ganzen Löschzug und einen speziellen Gerätewagen zur Wasserrettung. Um 12.34 Uhr trafen die Retter an der Unglücksstelle ein.

Mit einer Suchharke versuchten sie, den kleinen Jungen vom Ufer aus zu finden. In die Spree konnten die Retter vor den Augen der DDR-Grenzer nicht springen. Das wäre eine Grenzverletzung gewesen, die DDR-Posten hätten wahrscheinlich auf die Einsatzkräfte geschossen.

Die Feuerwehr aus West-Berlin nahm Kontakt mit den DDR-Grenzposten an der nahegelegenen Oberbaumbrücke auf. „Die Herren nahmen den Vorfall zur Kenntnis und fragten unseren Zugführer nach seinem Namen und verwiesen ihn dann aus dem Wachraum“, erklärte der Einsatzleiter in seinem Bericht.

Statt den Rettern den Einsatz im Wasser zu erlauben, ließen die DDR-Grenzbeamten den Jungen ertrinken.

Der Bericht des Einsatzleiters der Berliner Feuerwehr zum tragischen Tod von Cetin Mert am 11. Mai 1975  in Berlin

Der Bericht des Einsatzleiters der Berliner Feuerwehr zum tragischen Tod von Çetin Mert am 11. Mai 1975 in Berlin

Foto: Archiv Berliner Feuerwehr

Feuerwehrtaucher standen an der Böschung bereit, um das Kind zu retten. Doch sie durften nicht. Ein Hauptbrandmeister Kadow bot auch der Besatzung eines DDR-Polizeibootes den Tauchereinsatz an. „Dieses Angebot wurde ausgeschlagen“, heißt es in dem Einsatzbericht.

Am Ufer spielten sich dramatische Szenen ab. Der große Bruder von Çetin musste alles mitansehen, war in Tränen aufgelöst. Wütende Anwohner versammelten sich am Wasser auf West-Berliner Seite.

DDR-Taucher zogen den fünfjährigen Çetin um 14.15 Uhr tot aus dem Wasser, ein DDR-Boot brachte die Leiche nach Ost-Berlin. Die türkische Familie musste der DDR noch Geld bezahlen, um den ertrunkenen Çetin zurückzubekommen. Sie zog wieder in ihre alte Heimat nach Düzce (zwischen Ankara und Istanbul) zurück.

Ein Westberliner Feuerwehrmann versucht den bruder des ertrunkenen Cetin Mert am Spreeufer zu trösten

Ein West-Berliner Feuerwehrmann versucht, den Bruder des ertrunkenen Çetin Mert am Spreeufer zu trösten

Foto: ullstein bild

Der Junge war das fünfte Kind, das seit dem Mauerbau in der Spree ertrank und bei dem Retter aus West-Berlin nicht helfen durften. Die Errichtung eines Zauns auf Kreuzberger Seite wurde vom Berliner Senat bis dahin abgelehnt, weil man damit die innerdeutsche Grenze akzeptiert hätte.

Dr. Gülşah Stapel (42) von der Stiftung Berliner Mauer: „Nach dem Tod von Çetin wurde wenige Monate später eine Vereinbarung des Berliner Senats und der DDR-Regierung über Rettungsmaßnahmen bei Unfällen an der Berliner Sektorengrenze getroffen. Von West-Berliner Seite aus wurde endlich ein Zaun am Wasser errichtet. Danach ertrank zur Zeit der Mauer kein Kind mehr an dieser Uferböschung.“

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