So schön und so tödlich : Die Ostsee erstickt im Algen-Schleim

Schichten von fettigem Schlamm, bei denen es sich um fadenförmige Algen handelt, legen sich wie eine erstickende Decke über die anderen Algen

Schichten von fettigem Schleim, bei dem es sich um fadenförmige Algen handelt, legen sich wie eine erstickende Decke über die anderen Algen

Foto: Morten Rasmussen/Ritzau Scanpix/picture alliance/dpa
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Fast zart und in verschiedenen Grüntönen schimmert ein Schleier in den Strömungen des Kleinen Belt in Dänemark – eine ökologische Tragödie.

Seit fast 50 Jahren taucht der dänische Unterwasserfotograf Morten Rasmussen (68) in der Ostsee. „Früher habe ich beim Tauchen Hunderte Fische gesehen“, sagt er dem dänischen Magazin „Politiken“. „Heute sehe ich nur noch eine schleimige, klebrige Masse.“

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Diese Masse besteht aus Algen. Genauer gesagt Braunalgen. Was harmlos klingt, ist im Ökosystem der Ostsee tödlich. Denn unter der dichten Algenschicht liegt der Meeresboden: tot. Kein Fisch , kein Leben – nur noch Sand.

Rasmussen beschreibt: „Wenn man aus dem Wasser kommt, sieht man aus wie der Weihnachtsmann.“ Die Algen legen sich fettig auf Tauchanzüge, Atemgeräte und Kameras. Sie sind überall.

Die fettige Algen-Schicht blockiert das Licht, das den Boden erreicht

Die Algenschicht blockiert das Licht, darunter stirbt am Boden alles ab

Foto: Morten Rasmussen/Ritzau Scanpix/picture alliance/dpa

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Prof. Ulf Karsten vom I nstitute of Biological Sciences in Rostock sagt, dass es auch in Deutschland dieses Problem gibt. „Vor Warnemünde haben wir im späten Winter und im frühen Frühjahr verstärkte Algenbiomasse, die an den Strand gespült wird“, sagt er und erklärt, woran das liegt.

„Dieses Phänomen wird durch die Wassererwärmung (Erderwärmung) und zu hohe Nährstoff-Fracht in die Ostsee gefördert. Bei der Algenbiomasse handelt es sich um fadenartige Braunalgen, die von Hartsubstraten wie Felsen oder Korallen nach Stürmen losgerissen werden und dann im Meerwasser schwimmen. Durch die höheren Temperaturen und Nährstoffe gedeihen sie prächtig und zeigen ein massives Wachstum.“

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Jahr für Jahr spült Regenwasser Düngemittel von Äckern in Flüsse, so gelangen sie ins Meer. Die Nährstoffe wirken dort wie Turbo-Futter für die Algen . Das Ergebnis: In den Sommermonaten entstehen riesige, stinkende Algen-Teppiche. Sie entziehen dem Wasser der Ostsee den Sauerstoff. Das Leben im Meer erstickt.

Im Limfjord ganz im Norden Dänemarks sind laut Rasmussen schon kilometerlange Flächen vollständig tot. Der Boden ist mit schwarzer, fauliger Biomasse bedeckt.

Die dänische Regierung hat strengere Düngevorschriften angekündigt. Doch damit sich die Natur erholt, braucht es nicht nur Schutz, sondern auch Geduld.

Rasmussens Bilder sehen schön aus, doch sie zeigen das leise Sterben einer ganzen Welt unter der Wasseroberfläche der Ostsee.

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