Alarm von Beatmungsgerät ignoriert? : Pfleger freigestellt, weil sie live von Intensivstation streamten

Drei Pflegekräfte sitzen am frühen Morgen auf der Intensivstation, beantworten Fragen von Zuschauern ihres Livestreams

Drei Pflegekräfte sitzen am frühen Morgen auf der Intensivstation, beantworten Fragen von Zuschauern ihres Livestreams

Foto: @Kevinits/Youtube

Dortmund (Nordrhein-Westfalen) – Drei Pflegerinnen einer Intensivstation starteten während ihrer Nachtschicht einen Livestream. Ein ehemaliger Pfleger erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Frauen. Es geht dabei auch um Töne von Beatmungsgeräten.

April 2025, 05.15 Uhr: Die Nachtschicht im Hüttenhospital in WillBet App herunterladen – Android & iOS Version verfügbarDortmund neigt sich dem Ende zu. Neun Patienten benötigen intensive Betreuung. Da beginnt auf dem TikTok-Kanal „@dieintensiven“ ein Livestream – vom Personal der Intensivstation. Der YouTuber Kevin Hartwig aus Essen macht im Nachhinein in einem Video darauf aufmerksam und übt scharfe Kritik.

In den gezeigten Ausschnitten sind im Hintergrund Alarmsignale zu hören. Hartwig, nach eigenen Angaben ehemaliger Intensivpfleger, ordnet diese Beatmungsgeräten zu. 45 Minuten soll der Livestream gedauert haben. Die Pflegerinnen beantworteten Fragen der Zuschauer und quittierten die Signale. Hartwig meldet den Vorfall dem Gesundheitsministerium.

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW prüft den Fall, bestätigt eine Sprecherin gegenüber BILD. Einzelheiten werden jedoch nicht genannt.

In seiner Serie „Exposed“ greift YouTuber Kevin Hartwig den Livestream der Pflegerinnen auf und übt scharfe Kritik

In seiner Serie „Exposed“ greift YouTuber Kevin Hartwig den Livestream der Pflegerinnen auf und übt scharfe Kritik

Foto: @Kevinits/Youtube

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Für die betroffenen Pflegerinnen hatte der Vorfall bereits Konsequenzen. Sie wurden freigestellt, bis der Sachverhalt geklärt ist, erklärt Mike Schmedemann, Personalleiter im betroffenen Krankenhaus .

In diesem Krankenhaus in Dortmund arbeiten die drei Pflegerinnen

In diesem Krankenhaus in Dortmund arbeiten die drei Pflegerinnen

Foto: Google

Schmedemann zu BILD: „Im Hüttenhospital existiert eine Social Media-Richtlinie, die den Umgang mit den sozialen Medien regelt und insbesondere auch die Grenzen und Gefahren beschreibt. Unsere betrieblichen Regelungen schreiben vor, dass die Arbeitszeit nur für betriebliche Zwecke verwendet werden darf. Die Kolleginnen haben mit Ihrem Verhalten gegen diese Vorgaben verstoßen“, sagt er. Datenschutzverstöße habe es durch den Livestream aber keine gegeben.

Kevin Hartwig kritisiert die Pflegekräfte , geht immer wieder auf die Piep-Töne ein: „Im Livestream sind Alarmtöne zu hören, die man bedienen muss“, behauptet er bei Instagram.

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Dazu sagt der Personalleiter: „Bei den akustisch wahrnehmbaren Tönen im Video handelt es sich nicht um Alarmsignale, sondern um Hinweissignale eines Beatmungsgerätes. Diese Hinweissignale geben diese Geräte bereits dann ab, wenn die Grenzen des eingestellten Atemdrucks minimal oder kurzfristig über- bzw. unterschritten werden.“

In derartigen Fällen sei es noch nicht notwendig, das Beatmungsgerät oder den Patienten zu kontrollieren. „Dies erfolgt erst dann, wenn ein sogenannter ‚roter Alarm‘ ertönt“, so der Personalleiter. Die Mitarbeiter seien darauf geschult, den Unterschied zwischen Alarm- und Hinweiston zu erkennen.

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Das Krankenhaus prüft weitere arbeitsrechtliche Konsequenzen. Eine Abmahnung könne drohen, erklärt Dr. Hermann Gloistein, Fachanwalt für Arbeitsrecht . Denn: Der Livestream während der Arbeitszeit verletze die Arbeitspflicht.

Der Arbeitsrechtler zu BILD: „Sollte sich herausstellen, dass es eigenmächtige Unterbrechungen der Arbeit gab und konkrete Gefahren für Patienten entstanden, käme eine verhaltensbedingte Kündigung in Betracht.“

Dies sei nach Ansicht der Klinik aber nicht der Fall. Schmedemann: „Indes entsteht der Eindruck, dass sich die Mitarbeiterinnen auf Kosten eines TikTok-Videos nicht um ihre Patienten gekümmert hätten. Dies bedauern wir zutiefst, da die Gesundheit und das Wohl der Patienten höchste Priorität haben.“

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