Werberat rügt sächsischen Klempnermeister : Nach 13 Jahren sollen meine Firmenwagen sexistisch sein

Klempnermeister Maik Ulbricht vor der gerügten Werbung auf seinem Firmenwagen

Klempnermeister Maik Ulbricht vor der gerügten Werbung auf seinem Firmenwagen

Foto: Olaf Rentsch

Großenhain/Berlin – In einer sächsischen Kleinstadt wird gerade nicht nur an Armaturen geschraubt, sondern auch an den Nerven des Deutschen Werberats. Der Grund: Sechs gelbe Transporter mit auffälliger Beklebung bringen einen kleinen Familienbetrieb aus Großenhain in den bundesweiten Fokus.

Seit 27 Jahren führt Klempnermeister Maik Ulbricht (54) seinen Handwerksbetrieb mit 16 Mitarbeitern. Die Kundschaft kommt fast ausschließlich aus der Region – bis jetzt. Denn plötzlich interessiert sich auch ein Kontrollgremium aus Berlin für die Firma: der Deutsche Werberat, bestehend aus 15 Mitgliedern, die sich mit der Bewertung von Werbung beschäftigen. Der Vorwurf: Sexismus.

Die andere Seite der Firmenwagen: Hier wird mit männlicher Haut um weibliche Azubis geworben

Die andere Seite der Firmenwagen: Hier wird mit männlicher Haut um weibliche Azubis geworben

Foto: Olaf Rentsch

Konkret geht es um großflächige Aufkleber auf den Firmenfahrzeugen. Auf einem ist eine Frau unter der Dusche zu sehen, die sich mit einer Hand die Brust bedeckt. Laut Werberat werde sie damit „auf ihre sexuellen Reize reduziert und in ihrer Darstellung herabgewürdigt“.

Ein anderes Motiv zeigt ein weibliches Dekolleté – kombiniert mit der Aufforderung „Werde Dachdecker!“ und dem Slogan „Herrliche Aussichten“. Der Werberat kritisiert, das wecke den Eindruck, der Beruf sei vor allem wegen des Blicks auf Frauenkörper interessant – und zwar für Männer.

Ulbricht nimmt’s gelassen. „13 Jahre lang hat das niemanden gestört“, sagt er. Als das Gremium ihn anrief, hielt er den Anruf zunächst für einen Scherz. In Ostdeutschland, wo FKK einst völlig normal war, geht man womöglich mit nackter Haut traditionell etwas entspannter um.

Zur Einordnung ergänzt Ulbricht, dass auf der Rückseite der Fahrzeuge ebenfalls Motive kleben – mit Männern in vergleichbarer Darstellung.

Der kleine Familienbetrieb hat 16 Mitarbeiter

Der kleine Familienbetrieb hat 16 Mitarbeiter

Foto: Olaf Rentsch

Den Vorschlag des Werberats, die Aufkleber zu entfernen, lehnt Ulbricht mit deutlichen Worten ab: „Die können mir den Buckel runterrutschen. Das bleibt dran, bis die Autos wegrosten!“

Böse ist er deshalb niemandem. Im Gegenteil: „Ich möchte mich in aller Form bei dem Gremium bedanken. So viel Aufmerksamkeit hatte mein Betrieb noch nie.“

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