Soldat Michael steigt als Wrestler Johnny Malibu in den Ring : Morgens Marine, abends Maschine

Rettungsschwimmer Johnny Malibu (44) nimmt beim Wrestling Bösewicht Bernstein auf die leichte Schulter

Im Ring nimmt der Rettungsschwimmer Johnny Malibu den Bösewicht Bernstein auf die leichte Schulter

Foto: Christian Spreitz/BILD

Kiel – Wenn es losgeht, muss Michael sauber arbeiten. Jeder Handgriff muss sitzen, dafür braucht es Disziplin. Hierarchien zu beachten, das ist wichtig, damit alles nach Plan läuft. Und wenn er am Ende in seiner roten Badehose auf die Bretter kracht und verliert, dann ist das auch nicht schlimm. Hauptsache, die Show war gut und das Publikum hatte Spaß.

So läuft es an einem lauen Mai-Abend in einem Ring in Kiel (Schleswig-Holstein ), wo Michael in seine Rolle als Wrestler „Johnny Malibu“ geschlüpft ist: Johnny, der Rettungsschwimmer und Sonnyboy aus Kalifornien, nimmt es im Kampf mit jedem auf.

Im echten Leben ist Michael (44) Stabsbootsmann auf einem Versorgungsschiff der Marine

Im echten Leben ist Michael (44) Stabsbootsmann auf einem Versorgungsschiff der Marine

Foto: Christian Spreitz/BILD

So läuft es aber auch an den Tagen, an denen Michael nicht Johnny Malibu ist, sondern Berufssoldat: Stabsbootsmann auf einem Versorgungsschiff der Marine , wo er als Antriebsmeister für den 12-Zylinder-Diesel-Motor zuständig ist. Dafür, dass alles läuft wie geschmiert.

Morgens wartet Michael die Maschine, abends wird er selbst zu einer. Ein ungewöhnlich buntes Hobby für einen Soldaten. Passt super, findet Michael: „Körper und Geist sind ja verknüpft. Wrestling ist körperlich anspruchsvoll. Auf dem Schiff brauche ich dann vor allem meinen Kopf.“

Michael an seinem Arbeitsplatz unter Deck: Er ist als Antriebsmeister für den 12-Zylinder-Diesel des Marine-Schiffs verantwortlich

Michael an seinem Arbeitsplatz unter Deck: Er ist als Antriebsmeister für den 12-Zylinder-Diesel des Marine-Schiffs verantwortlich

Foto: Christian Spreitz/BILD

Soldat ist er schon ewig: Nach der Lehre als Kfz-Mechaniker ging er 2002 zum Bund . Wrestler ist er erst seit ein paar Jahren: Nachdem er sich das Sprunggelenk brach und nicht mehr Fußball spielen konnte, „musste ich einen neuen Sport für mich finden“, sagt er.

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Schon als Kind war Michael Wrestling-Fan, sein Held der „Ultimate Warrior“. Diese Masken, diese Show! Gut gegen Böse, dieses perfekt inszenierte Drama! Er ging in eine Wrestling-Schule in Kiel und fragte, ob er mittrainieren dürfe? Er durfte. Es machte ihm einen Heidenspaß. Nach zweimal Training fragte er schüchtern, ob das schon reiche für einen Kampf. Es reichte.

Manchmal muss es Johnny im Ring auch mit gleich zwei Gegnern aufnehmen

Manchmal muss es Johnny im Ring auch mit gleich zwei Gegnern aufnehmen

Foto: Christian Spreitz/BILD

Jeder Wrestler braucht einen „Character“, eine Rolle, die er im Ring spielt. Er muss sich entscheiden, ob er gut sein möchte oder böse. „Du musst dich selbst 100 Mal überspitzt darstellen“, sagt Michael. „Ich bin lieber ein guter Mensch.“ Er wählte Johnny Malibu: Retter in der Not, immer fair, auch dann, wenn andere schäbige Tricks anwenden.

Dafür liebt ihn das Publikum. In Kiel tragen die Fans Johnny-Malibu-T-Shirs und aufblasbare Bojen. Seine Gegner heißen Apu Singh („Das Alphatier“), Toni Harting („Die perfekte Naturgewalt“) und „Nikita Charisma“, im echten Leben sind sie Polizisten, Gastronomen und Juristen.

Bei einem Besuch in Florida traf Malibu Wrestling-Legende Hulk Hogan (71)

Bei einem Besuch in Florida traf Malibu Wrestling-Legende Hulk Hogan (71)

Foto: privat

„Mehr Gewalt!“, skandiert die johlende Menge, wenn die Wrestler mit Backblechen und Stühlen aufeinander einprügeln. „Der Arm muss ab!“, wenn sie sich die Arme verdrehen. Alles hier ist überdrehte und überspitzte Show. Jeder weiß es, niemand wird ernsthaft verletzt. Ein Heidenspaß in einer Welt, die manchmal überkorrekt daherkommt.

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„Ma! Li! Bu!“ dröhnt es durch die Halle, als Johnny zu seinem besten Trick ansetzt: einem Seemannsköpper vom obersten Ringseil, der den Gegner endgültig ausknocken soll. An diesem Abend wird es dazu nicht kommen. Ein Fiesling namens Matthias Bernstein trickst Johnny aus, schickt den Rettungsschwimmer am Schluss doch noch auf die Bretter.

Die Menge buht und fühlt mit Johnny Malibu. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal im Ring stehen und Publikumsliebling sein würde“, sagt er danach, als er Selfies mit Fans macht.

Johnny Malibu mit einem seiner Fans, die er „Freischwimmer“ nennt

Johnny Malibu mit einem seiner Fans, die er „Freischwimmer“ nennt

Foto: Christian Spreitz/BILD

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Montag nach dem Kampf ist Johnny wieder Michael; für drei Wochen fährt er auf See. Seine Kameraden wissen von seinem schrägen Hobby. „Die meisten geben mir unheimlich positives Feedback“, sagt der wrestlende Soldat. Manche haben schon seine Shows besucht – und sich Malibu-T-Shirts gekauft: „Ein paar sind echte Freischwimmer geworden – so heißen meine Fans.“

Wenn er Zeit findet im engen Zeitplan der Besatzung, dann wird er in den Kraftraum gehen. „Mann muss die Performance weiterentwickeln“, sagt er. „Sonst findet dich das Publikum langweilig.“

Am 13. September wartet das nächste große Match. Wieder in Kiel, die „Küsten-Keilerei“. Natürlich mit Johnny Malibu, der mit Bernstein noch eine Rechnung offen hat.

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