Kiels Kampfmaschine : Remberg fehlte Kohle fürs Bahn-Ticket

Kiels Senkrechtstarter Nicolai Remberg (M.) schaffte in nur zwei Jahren den Sprung von der Regionalliga bis in die Bundesliga

Kiels Senkrechtstarter Nicolai Remberg (M.) schaffte in nur zwei Jahren den Sprung von der Regionalliga bis in die Bundesliga

Foto: Getty Images

Seinen Spitznamen „Rambo“ hat er sich redlich verdient. Nicolai Remberg ist die Kieler Kampfmaschine!

Der Mittelfeldspieler genießt nicht nur beim Tabellen-Vorletzten hohes Ansehen. Auch mehrere Liga-Konkurrenten haben längst ein Auge auf ihn geworfen. Weil Remberg einen Spielertyp verkörpert, der jeder Mannschaft guttut. Kein Edeltechniker oder eiskalter Vollstrecker vorm gegnerischen Kasten. Sondern ein nimmermüder Zerstörer im defensiven Mittelfeld, der keinem Duell aus dem Weg geht. Austeilen, aber auch einstecken kann. Einer, der es gelernt hat, die Ellbogen einzusetzen und sich durchzuboxen. Auf und neben dem Platz.

„Ich gebe alles für den Fußball und der Fußball gibt mir alles,“ sagt der 24-jährige, der vor zwei Jahren noch für die Preußen aus Münster in der Regionalliga West kickte und mit ihnen den Aufstieg in 3. Liga packte. Durch seinen Wechsel am Saisonende zu den „Störchen“ machte er den Überflieger und landete direkt in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Ehe es dort für ihn gleich in der ersten Saison weiter rauf ins Oberhaus ging.

Remberg ehrlich: „Natürlich habe auch ich als kleiner Knirps immer davon geträumt, später einmal in der Bundesliga zu spielen. Inzwischen muss ich mich aber ganz oft zwicken, dass es tatsächlich so schnell geklappt hat. Aber ich bin noch lange nicht fertig, will alles aus meiner Karriere rausholen.“

Volle Kraft voraus! Nicolai Remberg (l.) ist in dieser Szene eher am Ball als Tim Kleindienst (r.), bremst Gladbachs Nationalstürmer aus

Volle Kraft voraus! Nicolai Remberg (l.) ist in dieser Szene eher am Ball als Tim Kleindienst (r.), bremst Gladbachs Nationalstürmer aus

Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Dabei drohte diese schon früh zu scheitern - ehe sie überhaupt so richtig begonnen hatte. Alles hing dabei an einer Zugfahrkarte. Remberg war gerade aus der Preußen-Jugend in die U23 aufgerückt. Zwar mit Perspektive für die Profis, aber ausgestattet mit einem Hungerlohn. Der war derart dürftig, dass sich der gebürtige Rheinerser, rund 40 Kilometer von Münster entfernt, nicht einmal das Monatsticket für die Bahn leisten konnte. Im Podcast „Preußen Privat“ verrät er: „Monatelang war ich als Schwarzfahrer unterwegs, bin dabei mehrfach erwischt worden. Das war am Ende so belastend, dass ich nachts schweißgebadet aufgewacht bin und nicht mehr einschlafen konnte.“

Sein Vorstoß auf Gehaltserhöhung bei Preußens damaligem Manager Malte Metzelder (42) endete jedoch mit einer Ernüchterung. 200 Euro mehr - aber nur bei vorzeitiger Vertrags-Verlängerung. Remberg: „Damit hätte ich zwar das Ticket zahlen können, aber die nächsten Jahre weiter nicht annähernd auf eigenen Beinen stehen können. Deshalb konnte ich das nicht machen und musste mich zumindest kurzzeitig vom Profi-Traum verabschieden.“

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Quelle: Bild

Drei Monate lang spielte er deshalb trotz seines immensen Potenzials nur in der Zweitvertretung der Preußen. Doch Überlegungen, wie er seine berufliche Zukunft anders gestalten könnte, endeten immer wieder am gleichen Punkt. Remberg: „Der Fußball war alles für mich, ich konnte und wollte das große Ziel vom Profi einfach nicht aufgeben.“

Zu seiner Willensstärke hatte er das Glück, dass bei den Preußen in der Zwischenzeit Peter Niemeyer (42/inzwischen Werder Bremen) die sportliche Leitung übernommen hatte. Der erkannte sofort das riesige Potenzial von „Rambo“ und bereinigte die finanziellen Probleme. Die Rechnung ging letztlich auch für ihn auf. Nach nur einem Jahr in der 4. Liga schnappte sich Kiel den Dauerrenner - und überwies eine satte sechsstellige Ablöse an die „Schwarz-Weiß-Grünen.“

Interessant: Bei Holstein ist Remberg - dank eines neuen Arbeitspapiers - mittlerweile zum Holtby-Nachfolger und Top-Verdiener aufgestiegen und hat in dieser Saison die meisten Bundesligaminuten aller Kieler Akteure vorzuweisen. Nach BILD-Informationen beinhaltet dieser allerdings eine Ausstiegsklausel im Abstiegsfall.

War gegen Gladbacher einer der stärksten Spieler auf dem Feld: Nicolai Remberg (M.)

War gegen Gladbacher einer der stärksten Spieler auf dem Feld: Nicolai Remberg (M.)

Foto: Getty Images

Was ihn so wertvoll macht: Remberg spult pro Partie im Durchschnitt circa 12 Kilometer ab. Ist dazu einer der besten Kopfballspieler und Zweikämpfer unter den Mittelfeld-Akteuren der Bundesliga. In den vergangenen fünf Spielzeiten hat er zudem im Profibereich noch keine einzige Begegnung oder Trainingseinheit wegen Verletzung verpasst. Dank seines starken Auftritts am vergangenen Wochenende beim überraschenden 4:3-Sieg gegen Gladbach rückte „Rambo“ sogar in Bundesliga-Elf des Tages auf.

Ein zäher Bursche und absoluter Muster-Profi, der selbst die Ernährung voll auf den Hochleistungssport ausgerichtet hat. Süßigkeiten und Alkohol meidet er fast komplett. Die Folge: Sein Körperfettanteil von zuletzt 4,7 (!) Prozent liegt sogar unter dem Wert von Triathlon-Superstar und Ironman-Gewinner Jan Frodeno (43).

Keine Frage – „Rambo“ Remberg will hoch hinaus, kämpft sich mit viel Disziplin und eisernem Willen nach oben…

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