
Kommentar : Ich war mal großer Raab-Fan, aber heute finde ich ihn peinlich

Die Show „Du gewinnst hier nicht die Million“ von Stefan Raab (58) wird eingestellt. Nicht verwunderlich, findet BILD-Redakteur Thomas Kielhorn (r.)
Es gibt Schlagzeilen, die einen bewegen, schocken oder überraschen. Dass RTL die Millionen-Show von Stefan Raab absetzt , gehört für mich nicht dazu.
Einzig die Tatsache, dass es bei dem Kölner Sender acht Monate gedauert hat, um zu erkennen, dass das Format kaum TV-Zuschauer (jüngste Einschaltquote: 0,82 Millionen) interessiert, verblüfft mich.
Zu unausgegoren war der Mix aus „TV total“ und „Schlag den Raab“. Dabei hatte ich mich im vorigen Jahr wirklich gefreut, als ich hörte, dass der Entertainer nach neun (!) Jahren vor die Kamera zurückkehren würde. Denn ich war mal ein großer Raab-Fan.
Unvergessen seine absurd guten Hits wie „Maschen-Draht-Zaun“ (1999) und „Wir kiffen!“ (2001), seine verrückten Show-Ideen wie das „Turmspringen“ oder die „Wok-WM“ und kultige Star-Auftritte von Eminem (52) und Will Smith (56).
Was Montagabend bei „TV total“ passierte, war Dienstag Pausenhof-Gespräch in der Schule und später in der Uni-Kantine.
Ich fuhr im Dezember 2015 sogar von Berlin nach Köln, um bei Raabs letzter Sendung dabeisein zu können, und verdrückte eine Träne, als er unter tosendem Applaus das Studio verließ. Ohne zu zögern, schloss ich ein RTL+-Abo ab, als seine neue Show angekündigt wurde.

Stefan Raab (damals 49, l.) bei seiner damals letzten Show – dem „TV total Turmspringen“ 2015
Doch recht schnell merkte ich, dass Raab mit seinem Humorverständnis offenbar im Jahr 2015 stehengeblieben ist und er immer noch mit seinen Uralt-Gags punkten will.
Was früher kultig-frech war, kommt nun peinlich-altbacken daher. Längst wurde Raab von neuen, jüngeren Comedians wie Till Reiners (40) oder Filiz Tasdan (43) überholt.
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Für mich der Tiefpunkt: In der jüngsten Folge seiner Show trat Stefan Raab im roten Kardinalskostüm auf und bespritzte die Zuschauer mit einer Klobürste, die er immer wieder in einem Saunakübel tunkte. Dazu Gags wie: „Wir wählen heute den Papst oder wie wir hier bei RTL sagen, den Vatikan-Bachelor.“ GÄHN!
RTL hat angekündigt, dass Raab nach der Sommerpause mit einem neuen Comedy-Format zurückkehren wird. Auch das könnte nur ein weiterer (TV-)Abschied auf Raten werden. Meine Prognose: Wenn die Einschaltquoten nicht besser werden, wird dann höchstwahrscheinlich im Dezember verkündet werden, dass auch diese Show eingestellt wird.
Ob Raab dann tatsächlich noch drei weitere Jahre mit seinen Shows bei RTL zu sehen sein wird, um seinen Fünf-Jahres-Exklusivvertrag zu erfüllen, darf stark bezweifelt werden.