
Thomas Gottschalk feiert 75. auf Sylt : „Ich bin jetzt Rentner, der sich was dazuverdient“

Eine Klasse für sich: Thomas Gottschalk (wird am 18. Mai 75) zählt zu den bekanntesten Deutschen überhaupt. Über Jahrzehnte hat er das Fernsehen maßgeblich geprägt
Am vergangenen Samstag verkündete Thomas Gottschalk seinen TV-Abschied. An diesem feiert er seinen 75. Geburtstag. In BILD spricht der Entertainer über das, was war, was ist und was kommt.
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BILD: Erinnern Sie sich an den 75. Geburtstag Ihrer Mutter? Wie haben Sie ihr damals gratuliert?
Thomas Gottschalk: „Na klar, habe ich meiner Mutter jedes Jahr zum Geburtstag gratuliert. An den 75. kann ich mich nicht mehr erinnern, aber wir haben den 80. groß mit ihr gefeiert. Der endete in der Notaufnahme eines Krankenhauses, weil meine Mutter erst bei diesem Anlass bemerkt hat, dass sie unter einer Kaviar-Allergie litt. Ich hatte eine Ballade von Carl Loewe einstudiert, die ich singen wollte. Ihre Schwester, Tante Hildegard, sollte mich dabei am Klavier begleiten. Sie war Nonne und hatte im Kloster extra freibekommen. Half alles nichts. ‚Tom der Reimer‘ gelangte nie zur Aufführung.“

1987: Thomas Gottschalk (damals 37) in seiner bekanntesten Show „Wetten, dass..?“, die er – mit Unterbrechungen – in 154 Ausgaben über 36 Jahre moderierte
Am Sonntag werden Sie selbst 75. Wie geht es Ihnen?
Gottschalk: „Sicher nicht wie einem alten Mann, obwohl sich 75 schon etwas gruselig anfühlt und noch schlimmer anhört.“
Sie feiern eine Party auf Sylt mit knapp 100 Gästen.
Gottschalk: „Ich bin eigentlich kein Party-Typ und kann mich nur an eine eigene Geburtstagsparty zum 18. erinnern. Jetzt war mal wieder ein größeres Fest fällig. Die meisten Leute, die ich eingeladen habe, sind allerdings wesentlich jünger als ich.“
Welche Musik wird gespielt?
Gottschalk: „Das liegt grundsätzlich in den Händen des DJs, aber ein Oldie-Abend wird es sicher nicht.“
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1987: Bei „Wetten, dass..?“ besonders in Erinnerung geblieben ist dieser Auftritt von Cher (damals 41)
Bekommen Sie gern Geschenke? Womit kann man Sie überhaupt noch überraschen?
Gottschalk: „Meine Frau hat mir eine riesige Kaffeemaschine geschenkt, die man sonst nur an Flughäfen findet. Besichtigt habe ich sie schon und ausprobiert natürlich auch. Sie ist toll! Ansonsten hat mich das Leben so reich beschenkt, dass ich meinem 75., ganz ehrlich, ziemlich wunschlos entgegenblicke. Deswegen müssen meine Gäste auch für krebskranke Kinder spenden.“
Sie haben gerade Ihren letzten Karriereschritt verkündet: Ende des Jahres verabschieden Sie sich aus Ihrer RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“.
Gottschalk: „Mit 75 hat man die ‚große Show‘ hinter sich. Aber für die ‚kleine‘ reicht’s bei mir noch. Ich werde nicht ganz von der Bühne verschwinden, aber wenn ich auftrete, dann als ‚Rentner, der sich was dazuverdient‘. Und das wird sicher nicht am Samstagabend im Fernsehen passieren.“
Sie verkündeten Ihren Abschied am Tag der Wahl des neuen Papstes.
Gottschalk: „Irgendwann waren die Ärzte, die mich behandelt haben, jünger als ich. Dann auch noch die Politiker, die mich regiert haben. Das habe ich alles tapfer ertragen, aber wenn die Päpste jünger sind als man selbst, sollte man mit der großen TV-Show Schluss machen. Das habe ich immer angekündigt und jetzt ist es passiert.“
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Ist Ihnen Ihr Alter bewusst?
Gottschalk: „Dass das Leben endlich ist, war mir als jungem Menschen zwar auch schon klar, aber es war mir egal. Die Liebe hat mit Ende 60 einen völlig neuen Menschen aus mir gemacht. Karina ist mein größtes Geschenk. Viele glauben, dass sich ab einem gewissen Alter auch die ‚Schmetterlinge im Bauch‘ erledigen. Ich war auch dieser Meinung, bis mich Karina eines Besseren belehrt hat. Liebe gibt es in jedem Alter, und dafür, dass sie jung hält, bin ich der beste Beweis.“

Große Liebe: Karina (63) und Thomas Gottschalk haben im Sommer 2024 auf Ibiza geheiratet
Sie haben oft betont, dass Sie im Hier und Jetzt leben. Wie setzen Sie das im Alltag um, besonders in einem Alter, in dem viele zurückblicken?
Gottschalk: „Indem ich eben nicht zurückblicke, sondern nach vorn. Was vergangen ist, kann man eh nicht verändern, sondern man kann immer nur die Zukunft gestalten. Das tue ich, zumindest was meine eigene betrifft.“
Was war ein Wendepunkt in Ihrem Leben, den Sie nie vergessen werden?
Gottschalk: „Als ein Unterhaltungschef der ARD mir bei einem Waldspaziergang das Du anbot, aber der Vertrag mit dem ZDF bereits unterschrieben war.“

Thomas Gottschalk sei der „allerbeste Ehemann“, sagte Karina im Februar zu BILD
Welchen Anteil hat Ihre Frau daran, dass Sie inzwischen so entspannt sind? Früher waren Sie nicht so nahbar und herzlich wie heute, sorry …
Gottschalk: „Eine entspannte Partnerin entspannt auch den Mann an ihrer Seite, das ist das ganze Geheimnis.“
Um wie viele Selfies mit Fans werden Sie in der Woche gebeten?
Gottschalk: „An normalen Tagen sind es ungefähr dreißig, beim Oktoberfest mindestens dreihundert.“
Die jungen Menschen feiern Sie, das sieht man immer wieder.
Gottschalk: „Viele Eltern haben eben ihre Liebe zu mir an ihre Kinder vererbt. Da haben natürlich auch McDonald’s und Haribo geholfen. Ich bin aber ohne die immer noch eine coole Socke!“
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Thomas Gottschalk (r.) als etwa Zehnjähriger mit seiner Familie: Vater Hans Gottschalk, Bruder Christoph und Mutter Rutila mit Schwester Raphaela auf dem Schoss (v. l.)
Welches Ereignis aus Ihrer Kindheit hat Sie am meisten geprägt?
Gottschalk: „Ich bin immer noch davon beeindruckt, wie meine Mutter es alleine geschafft hat, drei Kinder jeden Mittag satt, durch die Pubertät und durchs Abitur zu bekommen.“
Haben Sie je etwas getan, das Sie ursprünglich für unmöglich gehalten hätten?
Gottschalk: „Ich bin mal zu Beginn einer Liveshow mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen und habe dabei moderiert. In den Löwenkäfig würde ich heute auch nicht mehr gehen.“
War Ihr Humor und der manchmal vorhandene Sarkasmus eher ein Schutzschild, um nicht verletzt zu werden?
Gottschalk: „Wurde ich schon oft gefragt, aber ich lasse ungern irgendwelche Gags liegen. Fragen Sie mal meine Frau!“

1983: Thomas Gottschalk (damals 33, Mitte) in der Musik-Sendung „Thommys Pop Show“ mit der Band Trio
Was denken Sie morgens, wenn Sie in den Spiegel blicken?
Gottschalk: „Den Blick lasse ich weg und schleppe mich schnurstracks zur Kaffeemaschine. Den Cappuccino gibt’s dann für meine Frau und mich im Bett. Die erträgt meinen Anblick, ich nicht.“
Sind Sie ein glücklicher Rentner? War das Ihr Lebensziel?
Gottschalk: „Eigentlich wollte ich als Eremit in einem Kloster auf dem Berg Athos enden, jetzt freue ich mich auf den Cocktail zum Sundown auf der Steinbank im Garten unseres Hauses oder wir ziehen nach Ibiza, oder …“
Glauben Sie an Schicksal?
Gottschalk: „Mein Schicksal hat es gut mit mir gemeint. Es wollte, dass ich Karina zweimal getroffen habe. Beim ersten Mal blieb das ohne Folgen, beim zweiten Mal endete es in der großen Liebe.“